Das Eichhörnchen
Seit gestern liegt es da, auf dem Wohnzimmertisch, schaut mich mit munteren Augen an und sieht dabei so ganz gelassen und zufrieden aus. Genau genommen ist es sein Foto auf einer Zeitschrift, die ich am Vortag erstanden habe.
Wie es mich so mit wachen Augen anblickt, beginnen meine Gedanken im Kopf zu kreisen…
Das Eichhörnchen, im Sommer höre ich, wie es mit seinen Artgenossen durch die Bäume fegt. Mit seinem buschigen Schwanz wirkt es in jeder Bewegung anmutig, grazil und spielerisch. Keck saust es die Stämme rauf und runter, springt von Ast zu Ast und alles an ihm ist einfach leicht.
In gleicher Weise sammelt es im Herbst seine Vorräte in meinem Garten, bringt emsig Nüsse und andere Dinge in die von ihm auserwählten Winterdepots und wenn es dann kalt wird; kommt es aus seinem Quartier, um eben die von ihm gesammelten , kostbaren Vorrats-Stücke wieder aufzuspüren und sich damit durch den Winter zu futtern.
Das Eichhörnchen lebt übers Jahr, wirkt fröhlich und ausgelassen, genießt, was es haben kann, sucht und findet eine Partnerin oder einen passenden Partner, mit dem es für Nachwuchs sorgen kann, spielt, hüpft keckert und bewahrt sich dennoch Schätze für den Winter auf, wobei der eine oder andere gewiss auch einem anderen Tierchen zu Gute kommt und so dem allgemeinen Kreislauf zufließt.
Wenn es zeitig für sich sorgt, hat es immer satt zu essen und lebt glücklich und zufrieden, solange es leben kann.
Würde es alle Nüsse sofort aufessen, könnte es im Winter hart werden. Würde es seine Tage nur mit Spielen verbringen, müsste es in der kalten Jahreszeit gewiss Hunger leiden und würde vielleicht dabei umkommen. Würde es alle Nüsse in den Wintervorrat geben, hätte es im Jetzt zu wenig zum essen und sein Leben wäre wohl freudlos und auch am Ende.
Wenn es allerdings das Spielerische mit dem Nützlichen verbindet, hat es große Chancen auf ein gutes und erfülltes Leben.
© Isabelle Hassan, diandra-circle.com