Tagesgedanken vom 18.12.2015

Der Mittagtisch

 

Einmal in der Woche gibt es bei uns in der Stadt einen Mittagstisch, der von fünf türkischen Frauen geleitet wird. Vor ein paar Jahren war ich darauf aufmerksam geworden und seitdem nutze ich jede Gelegenheit, daran teilzunehmen. Anfangs ging ich alleine und inzwischen ist er zu einer Art Treffpunkt geworden, auf den ich mich jede Woche schon im Vorfeld freue.

 
Es ist ein Stück wie nach Hause kommen, ein Besuch bei langjährigen Freundinnen, die jeden Gast auf herzliche Art und Weise in ihrer Mitte auf- und sich seiner Bedürfnisse im Rahmen ihrer Möglichkeiten annehmen.

 
Und ich weiß sehr wohl, wovon ich spreche, denn meine nahezu vegane Ernährungsweise mag schon so manches Mal eine Herausforderung dargestellt haben.
Beim letzten Besuch war ich, zum ersten Mal seit langem, alleine dort. Anders als sonst, setzte ich mich an einen kleinen Tisch. Es ist Vorweihnachtszeit und in den vergangenen Tagen war viel zu tun, daher dachte ich mir, etwas Ruhe und Besinnlichkeit würde mir gut tun

 

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Diesmal dauerte es länger, als üblich, bis sie meine Bestellung aufnahmen, doch das war genau richtig so. Es gab mir Zeit, ganz an zu kommen. Nach ein paar Minuten bekam ich meinen Tee und für einen Moment saß ich dort, versunken in die braune Flüssigkeit in meiner Hand und alles andere war nebensächlich. Die Welt draußen war nahezu ausgeblendet, und so genoss ich….den Tee, die Wärme des kleinen türkischen Gläschens…und einfach zu SEIN.

 
Es war himmlisch.

 
Kurz darauf erhielt ich mein Essen, das aus einer leckeren Suppe und einem Teller Gemüse mit Reis und Salat bestand, den mir meine türkische Freundin mit einem bestürzten Blick servierte . Der Kommentar folgte sogleich mit der Aussage, wie unschön es doch aussehe, das gemischte Gemüse, und ich hätte doch viel eher einen hübschen Teller mit Hähnchen in Bechamelsauce verdient.

 
Sie wollte mir etwas Gutes tun, das war mir klar. Was ihr entging, war, wie selig ich meinen Teller zu mir nahm, wie glücklich ich über genau dieses Essen war, über den Tatbestand, dass sie es für mich kochten, dass es einfach wunderbar schmeckte und ich diesen Moment dort, bei ihnen, genießen durfte. Ich war schlichtweg dankbar und vor lauter Glück kamen mir die Tränen.

 
Vielleicht wirkt es, wie eine Kleinigkeit, doch in eben diesem Moment war es für mich die Welt.
Die scheinbar kleinen Dinge…wie groß und wundervoll sie manchmal sein können.

 
Ich dachte mir, wie schön es war, einen solchen Ort zu kennen, wohin man einfach kommen konnte, wie wertvoll es doch für Menschen auch sein mag, kleine Oasen der Ruhe, Stille und Nächstenliebe zu finden, auch dann, wenn wir noch so in uns selbst zu Hause sind oder ein schönes Heim unser eigen nennen dürfen.

 
Einmal mehr wurde mir bewusst, wie wichtig es gerade in Zeiten großer Dichte ist, sich selbst eine Auszeit zu gönnen und sich etwas Gutes zu tun.

 
Ein Dankeschön all den Menschen, die uns in solchen Situationen Engel sind, wie eben diese fünf türkischen Frauen und all den Orten, in denen wir immer wieder Raum für solch kleine Sternstunden der Glückseligkeit finden dürfen

Tagesgedanken vom 16.12.2015

Eine seltsame Krankheit

In den vergangenen Tagen habe ich mir Gedanken gemacht, wie und warum Menschen in aggressivem Ton miteinander umgingen, sich mit Worten anspuckten, um sich traten, sich förmlich aufregten und in negative Gefühle hinein steigerten.

Reagierte ihr Gegenüber mit Gelassenheit, nahm Situationen einfach so hin, wurde es zuweilen mit „zu gutmütig“ abgetan.

Glaubten sie tatsächlich, weil sie selbst spuckten, traten, tobten, sich aufregten, usw. müssten sich die Anderen „infizieren“ lassen und ihrerseits mit Worten kratzen, beißen, schlagen? Vielleicht waren sie es nur so gewohnt?

Möglicherweise hatten Menschen ihnen beigebracht, dass es so aus dem Wald schallen musste, wie man hinein rief.

Wenn jemand schrie, wurde wohl zurück geschrien oder sich mit einem Gefühl von Verletzung und Beleidigung zurück gezogen. Versäumte jemand etwas, wurde er sogleich für schuldig befunden, eine Abmachung nicht eingehalten zu haben.

 

Doch was, wenn wir plötzlich anders reagierten? Wenn wir erkannten, dass der Mensch, der tobte oder versäumte, seine inneren Beweggründe hatte, resultierend aus Ängsten, Gewohnheiten, Antrainiertem oder Gelerntem, basierend auf Erlebnissen, möglicherweise aus seiner Vergangenheit?

 

Was, wenn wir dennoch gelassen blieben und so ganz anders handelten, als es von uns erwartet wurde?
Anders, als die Menschen es immer schon gewohnt waren? Ohne Gleiches mit Gleichem zu vergelten.

Wenn wir den Wald schweigen ließen?

Wenn wir einfach dennoch liebten, den Menschen annahmen und wertschätzten, gleich, wie er sich gab?

Wenn wir ihn vielleicht einfach in den Arm nahmen?

 

Letztlich regt der Mensch, wie es so schön heißt, sich selber auf. Warum sollten wir es ihm gleich tun? Wir schadeten doch uns selbst am allermeisten.

 

Gerade jetzt, in einer Zeit, in der Harmonie gewünscht und manchmal dennoch Ärger, Missgunst oder Streit an den Himmel kommen mag:

 

Ganz bewusst anders handeln. Sich entscheiden für Frieden, Harmonie und Toleranz und einander so annehmen, wie wir von Natur aus sind, ohne nur das zu sehen, was wir vielleicht für einen Augenblick zu sein scheinen.

 

Ich wünsche Euch und uns allen von Herzen eine friedvoll harmonische Zeit und alles, was wir brauchen, um diese seltsame Krankheit in uns selbst und in der Welt zu heilen.

Alles Liebe
Isabelle Hassan

Tagesgedanken vom 01.12.2015

Der Fremde

Dies ist die Geschichte einer Freundin, die ich gerne, so wie sie mir erzählt wurde, weiter geben möchte.
Es liegt ein paar Tage zurück, als sie zur Reise in ihre frühere Heimat aufbrach, um ein letztes Mal ihren Vater zu besuchen. Die Bahn sollte sie sicher ans Ziel bringen und ihr Auto auf dem großen Parkplatz in der Stadt stehen. An diesem Tag war sie alleine und um den Bahnhof mit ihrem Gepäck zu erreichen, hatte sie einen kleinen Fußmarsch zu bewältigen.

Auf ihrem Weg überholte sie mit ihrem Koffer einen jungen Mann, zu dem sie in Gedanken einen kurzen Kontakt aufnahm.

Ein Stück weiter hatte der Mann aufgeholt und war bereits an ihr vorbei gezogen, als er sich plötzlich umdrehte und der zierlichen Frau seine Hilfe anbot. Der Bahnhof lag noch in guter Entfernung und so nahm sie seine Hilfe dankbar an.

Der Fremde brachte ihr den Koffer bis zum Bahnsteig, wo sie nun leichten Fußes und in netter Gesellschaft ihren Zug erreichen konnte. Es stellte sich heraus, dass er dass er 23 Jahre jung war, syrischer Herkunft und seit Juni in Deutschland. Er habe bereits eine Wohnung in ihrem Nachbarort und fuhr in die Stadt, um unsere Sprache zu erlernen.

Die beiden tauschten ihre Adressen aus, damit meine Freundin nach ihrer Rückkehr Kontakt aufnehmen konnte, um ihn und seine Familie zu besuchen und ihnen vielleicht auch die eine oder andere Freude machen zu können.

Ich fand diese Geschichte ebenfalls so bewegend, dass sie die Chance haben sollte, gelesen zu sein.

Wir alle sind Reisende auf unserem Weg .

Schauen wir in der Geschichte zurück, fanden auch viele unserer Vorfahren eines Tages Halt und Raum in einem anderen, vielleicht fernen Land.

Zahlreiche der hier lebenden Menschen haben ihre Wurzeln im sogenannten Ausland. Wenn ich mein Umfeld betrachte, müsste ich wohl lange suchen, um einen Menschen zu finden, dessen Familie seit Jahrhunderten ausschließlich in Deutschland angesiedelt und aufgewachsen war.

Wir alle haben eine Vergangenheit, eine Gegenwart und eine Zukunft. Wissen können wir nur, wo wir heute sind.

Alle waren wir zunächst Fremde, bevor wir eines Tages Freunde sein konnten.

In Liebe und Dankbarkeit, auch für Euch, die Ihr meine Zeilen lest.
Isabelle Hassan

Tagesgedanken vom 30.11.2015

Tagesgedanken

Der Musikant

Neulich war ich unterwegs zu einer kurzen Besorgung, als ich ihn wieder sah. Er saß am Rand des Bürgersteiges, in der Nähe eines Zebrastreifen, mitten in der Stadt.

Ich freute mich, als ich die kleine, gedrungene Gestalt des alten Mannes erkannte, der die Passanten mit seiner Musik bespielte. Seine Ziehharmonika hatte schon bessere Tage gesehen, wie sein Besitzer sicher auch. Er spielte und spielte und bedachte jeden, der ihm ein paar Cent zuwarf mit einem freundlichen, nahezu zahnlos lächelnden Dankeschön.

Wie immer, bedankte auch ich mich für seine Musik mit ein paar Münzen, doch dieses Mal sprach er mich an. Er erzählte mir mit den wenigen Worten, die er in unserer Sprache zu sprechen vermochte, etwas über sein Leben.

Die Menschen um uns herum zogen große Kreise, als hätten sie Furcht, in seinen Bann gezogen zu werden. – Warum, fragte ich mich. Dieser Mann ist ein Mensch, genauso wie wir. Er brauchte Geld und wenn man ihn genauer betrachtete, konnte man, gleich welcher Hintergrund den Mann bewog, auf die Straße zu gehen, sehen, dass er über wenig finanzielle Mittel verfügen musste.

Würde er sich wohl sonst an den Rand der Straße setzen, bei kaltem Wetter und fern der Heimat, die er sicher genauso liebte, wie seine Frau, die, offenbar krank, in die Heimat reisen sollte und für die er so dringend Geld zu erspielen suchte.

Und würden wir uns wohl freiwillig, ohne besonderen Grund, in eine solche Situation begeben?
In seinen Augen glänzten Tränen und der Mann wirkte alles andere , als glücklich, doch die Vorweihnachtszeit mochte in hoffnungsvoll stimmen.

Wahrheit oder Lüge, es ist ohne Belang. Macht es uns wirklich ärmer, einem am Straßenrand sitzenden Menschen etwas in die Hand zu drücken? Ich gebe zu, dass auch ich an den Knienden mit ihren Bechern schon vorbei gegangen bin, im Hinterkopf den Gedanken, dass man ihnen sicher die paar erstandenen Euro abnehmen würde und ich ihnen wünsche, dass sie eine andere Beschäftigung finden mögen.

Offenbar sahen sie genau in dieser Tätigkeit die einzige Möglichkeit, in diesem Moment an Geld zu kommen und stand es mir wirklich zu, so zu denken?

Die Geschichte des Mannes berührte mich und ich wünsche ihm von Herzen, dass sein Spiel Gehör findet, damit sein Leben eine Chance auf eine glückliche Wendung nimmt.

Für mich selber wünsche ich mir, dass ich, was auch geschieht, immer in der Lage bin, den Menschen im Menschen zu erkennen.

Alles Liebe mit vorweihnachtlichen Grüßen
Isabelle Hassan

Tagesgedanken vom 20.11.2015

Herbst

18.11.2015 574

 

Die Ernte eines Sommers lässt Freudenstrahlen aus Sonne und Wärme in unseren Herzen tanzen,
während der Herbst mit Sturm und Regenflut die Erde rein wäscht,
bevor sie, vom kristallweissen Kleid des Winters sanft bedeckt,
langsam und friedlich im glitzernden Tag-und-Nacht-Träume-Schlaf versinkt…

©Isabelle Hassan
Diandra-Circle Concept

Tagesgedanken vom 17.07.2015

Die zwei Stühle

Als ich am Wochenende meine beiden Stühle fertig gestellt hatte, dem bunten den Titel „Colour your life!“ und den rosafarbenen „Lieblings Stuhl“ genannt hatte, begann ich zu sinnieren, wofür die beiden Vierbeiner stehen.

Ruhepause fiel mir ad hoc ein…

„Lieblings Stuhl“ in rosa ziert ein großes, weißes Herz und ich dachte mir, wie wichtig es doch ist, uns selbst so lieb und wert zu sein, dass wir uns ab und an, auch in Mitten des größten Alltagstrubels eine Pause gönnen und etwas Entspannung finden…ankommen.

Ich erinnere mich noch lebhaft daran, wie es mir einmal ergangen war, als ich Mühe hatte, auch nur kurz still zu sitzen, geschweige denn, einmal eine Tasse Tee in Ruhe zu trinken. Es war eine Lernaufgabe, mir Zeit zu nehmen für mich selbst und daher weiß ich nur zu gut, wovon ich rede.

Manchmal mag das in Vergessenheit geraten und ein Tag fließt einfach dahin, aus Tagen werden Wochen und eines Morgens wachen wir auf, um etwas betrübt fest zu stellen, dass wir nur noch von A nach B rennen und fühlen uns müde, schlapp und ausgelaugt.

Leben mutiert zu funktionieren und genießen…?

„Colour your life!“ lädt Euch ein, gerade dann nach draußen zu gehen, einmal wieder richtig durch zu atmen, Energie und Heilung in der Natur zu finden und Eurem Leben neue Farbe zu geben.

Mit beiden Stühlen ermuntere ich Euch, öfter mal wieder eine Pause ein zu legen, um Kraft und Ruhe in Euch selbst zu schöpfen und Euch immer wieder selbst wert zu sein.

Alles Liebe
Isabelle Hassan

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